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Saarpfalz-Kreis 2030: Landrat Frank John über Zukunft, Zusammenhalt und neue Wege im Wandel

Kindheit zwischen Kirkeler Wald, alter Dorfschule und dem leise dahinziehenden Mutterbach: Aus diesen drei Koordinaten formte sich Frank Johns Blick auf seine Heimat – und dieser Blick ist bis heute sein wichtigstes Werkzeug. Als langjähriger Bürgermeister von Kirkel lernte er, wie viel Kraft im Zuhören steckt, wenn ein Dorf Antworten sucht. Jetzt, als neuer Landrat an der Spitze des Saarpfalz-Kreises, stellt er die gleichen Fragen in größerem Maßstab: Wie verbindet man Biosphärenreservat und Strukturwandel? Wodurch bleibt der ländliche Raum lebendig, wenn Digitalisierung Tempo macht? Und was hält eine Gemeinschaft zusammen, wenn Ehrenamt zur knappen Ressource wird? Im Interview erklärt John, warum er Heimat mit Neugier buchstabiert, welchen Mut politisches Handeln braucht und wie er bis 2030 dafür sorgen will, dass junge Menschen bleiben, Rückkehrende heimkommen und Alteingesessene auch morgen noch sagen können: Hier lohnt es sich, Wurzeln zu schlagen.

Herr John, Sie sind in Limbach geboren und aufgewachsen. Wenn Sie den Ort Ihrer Kindheit mit drei Bildern beschreiben müssten – welche wären das und warum?

Das ist einfach zu beantworten, obwohl – bei der Vielzahl der Bilder, die mir direkt vorschweben, muss ich mich ja auf drei beschränken. Ja, da nenne ich den Kirkeler Wald, den ich schon als Kind liebte und aufgrund der Nähe zu meinem Elternhaus der schönste Spielplatz schlechthin war. Es taucht aber auch meine alte Schule vor meinem geistigen Auge auf, die Grund- und Hauptschule, heute Gemeinschaftsschule, die sich in Trägerschaft des Saarpfalz-Kreises befindet. Da schließt sich doch schon mal ein Kreis.  Und dann ist da noch der Mutterbach, ein Zufluss der Blies, der mitten durch den Ort fließt. Auch von dort war ich nur schwer wegzubekommen, wenn ich mit Freunden beim Spielen vertieft war.

Viele Politiker sprechen von „Heimat“ – Sie leben sie. Was bedeutet Heimat für Sie ganz persönlich, jenseits politischer Begriffe?

Heimat ist für mich der Ort, an dem ich mich und die Menschen um mich herum rundum wohlfühlen. Heimat beinhaltet aber auch meine Neugier auf die Menschen und mein unerschütterliches Interesse an der Landschaft, an Kulturen und Völkern, die unsere Landschaft prägen wie der Bergbau, die Römer oder die Kelten. Ich schätze es, in dieser Heimat auf Entdeckungsreise zu gehen und auf Hinterlassenschaften zu stoßen. Und dazu zählen auch die Geschichte des Saarpfalz-Kreises und die Geschichten, die sich die Menschen erzählen. Stets von Neuem eintauchen zu wollen in diese Geschichten, das ist für mich Heimat.

Sie waren viele Jahre Bürgermeister in  Kirkel, nun stehen Sie an der Spitze des gesamten Saarpfalz-Kreises. Wie hat Sie das Bürgermeisteramt geprägt – menschlich, politisch, emotional?

Das Bürgermeisteramt hat mich menschlich dahingehend geprägt, dass ich gelernt habe, genau zuzuhören, differenziert wahrzunehmen und vieles besser zu verstehen, respektive einordnen zu können – auch im Bewusstsein, bei Bedarf Lösungen für Anliegen zu finden. Emotional: Die Freude, mit Menschen umzugehen und auch ihren Kontakt zu suchen, ist weitergewachsen. Generell gibt es mir stets ein gutes Gefühl, wenn ich lösungsorientiert arbeite. Vornehmlich dann, wenn ich mit einer Lösung erfolgreich um die Ecke komme, nachdem ich mir eine Zeit lang Gedanken gemacht habe. Auf der politischen Ebene habe ich erkannt, dass ich Mut beweisen muss, wenn ich oder besser wir, weiterkommen möchten.

Was war der Moment, in dem für Sie klar war: Ich kandidiere als Landrat?

Das war durchaus ein längerer Prozess und bis zur finalen Entscheidung waren etliche Gespräche notwendig mit einigen Menschen, die mich kennen und auf deren Urteilsgabe und Meinung ich vertraue. Ich muss gestehen, dass es durchaus der Ermutigung von außen bedurfte, um den einen oder anderen Zweifel abzulegen – wenngleich ich wusste, dass ich in unserer Gemeinde bis dahin einen guten bis sehr guten Job gemacht habe und mir die Arbeit immer Spaß machte. Am Ende der Gespräche stand immer die Aussage: „Du kannst das“. Mit diesem Rückhalt war ich dann einmal mehr mutig genug, zu kandidieren. Wie ich es vorhin schon erwähnt habe: Wer Mut beweist, wird auf jeden Fall belohnt – egal, wie die Geschichte ausgeht. 

Wenn man sich die politische Landkarte des Saarpfalz-Kreises anschaut, fällt auf: Die Region ist landschaftlich reizvoll, wirtschaftlich im Umbruch und kulturell vielfältig. Was macht diesen Kreis für Sie so besonders – vielleicht auch einzigartig?

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