Wenn Sebastian Wolf Jäger über Cocktails spricht, fällt kein Wort zu viel. Er mixt mit der Ruhe eines Handwerkers, der weiß: Erst das Zusammenspiel der Details macht den Unterschied. Maggi im Drink? Hat er ausprobiert. Einen Longdrink fürs Saarland? Am liebsten mit Zutaten, die man auch hier versteht – Gin aus Schwarzenbach, Sirup aus Saarbrücken, kein Firlefanz. Als Barkeeper, Dozent und frisch gekürter deutscher Mocktail-Meister zeigt er: Geschmack ist keine Zauberei, sondern Übung. Was dann wie Magie wirkt, ist präzises Handwerk, Geduld und manchmal der Mut zum Unerwarteten. Im Gespräch erzählt er von Aromen, die überraschen, Reaktionen, die bleiben – und von seinem Weg zur Weltmeisterschaft der alkoholfreien Cocktails.
Hallo Herr Jäger, Sie sind eine echtes Cocktail Mastermind, erzählen Sie uns doch zuerst, was ist Ihre Geschichte, wie kamen Sie dazu und wie hat sich Ihre Passion dazu entwickelt?
Ich bin 1981 geboren. Nach der Zeit bei der Bundeswehr habe ich Jura studiert, aber bereits während des Studiums gemerkt, dass ich darin nicht meine berufliche Erfüllung und damit Zukunft werde finden können. Da ich mir mein Studium mit Jobs in Hotellerie und Gastronomie verdient habe und insbesondere das Thema Cocktails und Spirituosen schon seit Schulzeiten immer ein großes für mich war, lag es nahe mich in diese Richtung zu entwickeln. Nach dem Ablegen der universitären Schwerpunkbereichsprüfung: „Deutsches und europäisches Arbeits- und Sozialrecht“ habe ich also vermehrt in diesen Bereichen gearbeitet und mich weitergebildet und schließlich 2017 als Jahresbester den Abschluss „Hotelmeister“ sowie „bachelor of hospitality services“ und „staatlich geprüfter Gastronom“ erworben. Das Thema Cocktails und Spirituosen begleitet mich also bereits seit 25 Jahren.
Haben Sie jemals Tom Cruise im Film Cocktail gesehen und war er vielleicht sogar Inspiration?
Ja, natürlich. Ein – wenn auch heute etwas aus der Zeit gefallener- toller Film, der allerdings wenig mit der Realität zu tun hat. Die gezeigten Szenen haben mehr mit dem sogenannten „Flair- Bartending“ zu tun. Einer Disziplin, bei der die Show, also das Jonglieren, Werfen, ganz allgemein die Artistik, im Vordergrund steht. Spannend und toll anzusehen- bei der Show die Douglas und Brian aber veranstalten würden die Gäste in der Realität doch eher verdursten.
Ist Geschmack denn lernbar? Oder bleibt ein Teil immer Intuition?
Sowohl als auch. Ohne Üben und Training geht es nicht, das Nachmixen und „Verstehen“ klassischer Cocktails oder derer von Kolleginnen und Kollegen ist da sehr hilfreich. Auf die eigene Intuition sollte man aber, wie im sonstigen Leben auch, trotzdem hören. Wirklich spannende Cocktails entstehen ja gerade, wenn man ausgetretene Pfade verlässt und bereit ist, Neues zu riskieren. Manchmal geht das natürlich schief, aber Fehlversuche gehören dazu – und sind auch wiederum Teil des Lernprozesses.
Bei den Mocktail Masters der German Bartenders Guild hat Ihr Drink „The Smart Gatsby“ Sie zur WM gebracht. Dieser ist alkoholfrei, wie kamen Sie auf die Kreation, was steckt drin und was macht ihn so besonders?
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