Blau zieht sich wie ein Gedanke durch ihre Werke. Blau, das Freiheit meint. Blau, das sich dem Licht hingibt und im nächsten Moment schon ein anderes ist. Julia Johannsens Bilder wollen nicht stillstehen. Sie laden ein, mitzusehen, mitzudenken, mitzuspüren – und sie geben nichts vor. Die Galeristin und Künstlerin hat früh begonnen, groß zu denken: großformatig zu malen, Räume zu suchen, die sich öffnen, statt einzuengen. Ihre Kunst ist kein abgeschlossenes Werk, sondern ein Prozess – ein Gespräch zwischen Farbe, Licht und dem, der hinsieht. Im Interview spricht sie über das Abenteuer des „Weltsehens“, über die Kraft von Begegnungen und über eine Galerie, die längst mehr ist als nur ein Platz für Bilder.
Frau Johannsen, wann war Ihnen eigentlich klar, was Kunst für Sie bedeutet – dass Kunst genau „Ihr Ding“ ist und dass Sie sie so tief in Ihr Leben lassen würden, wie es heute der Fall ist?
Das war mir eigentlich schon in der Schulzeit ziemlich klar. Ich würde sagen, so mit 16 Jahren fing das an. Damals hatte ich eine sehr starke Begeisterung für van Gogh, das hat mich enorm geprägt. Im Kunst-Leistungskurs hat sich das dann intensiviert. Ich habe schon früh großformatig gemalt und angefangen, meine Arbeiten auszustellen – das war mit 18. Ab diesem Zeitpunkt war Kunst aus meinem Leben einfach nicht mehr wegzudenken. Die Faszination kam dabei gar nicht so sehr aus dem Kunstunterricht, sondern eher aus mir selbst heraus. Ich bin in meiner Arbeit immer freier und mutiger geworden.
Wie haben Sie damals die Kunstszene um sich herum erlebt? Was hat Sie geprägt? Wie haben sich die Menschen und auch Sie selbst entwickelt?
Ganz am Anfang – mit 17, 18 Jahren – war die Kunstszene für mich ein großes Mysterium. Ich wollte mir meinen eigenen Zugang erarbeiten, und daraus entstand die Künstlergruppe „KunterBund“. Von Anfang an war mir klar: Wenn ich Kunst zeigen und erleben will, dann gemeinsam mit anderen. So haben wir sieben junge Künstler eine eigene kleine Szene geschaffen. Die Kunstszene war in Homburg oder im Alltag in Saarbrücken damals nicht so präsent für mich, aber das änderte sich. Ich fand das KuBa und die Bildende Kunst spannend und wurde schnell selbst aktiv – beim Tag der Bildenden Kunst in Saarbrücken und später mit einer Gemeinschaftsausstellung von „KunterBund“ in der saarländischen Landesvertretung. Das hat sich Schritt für Schritt entwickelt.
Und was hat Kunst damals für Sie bedeutet? Ich meine: Was war die Kunst, die für Sie Kunst war? Jeder definiert das ja ein Stück weit anders.
Am Anfang ging es für mich vor allem um das Darstellen – um Gegenstände, um Zustände, die ich gespürt habe. Das war plötzlich einfach auf der Leinwand, ganz klar und unmittelbar. Aber es ging auch von Anfang an um Kommunikation. Die visuelle Kommunikation war immer ein Thema meiner Kunst. Ich wollte, dass Kunst eine Form der Begegnung ist – das zieht sich bis heute durch alles, was ich mache. Kunst war für mich Ausdruck aus dem Inneren heraus. Aber es war eben auch immer der Austausch mit anderen.

Wie haben Sie sich von der Künstlergruppe gelöst und sind zur eigenständigen Künstlerin geworden?
In unserer Künstlergruppe war es von Anfang an so gedacht, dass jeder seinen eigenen Stil hatte – das war mir wichtig. Wir waren meist fünf feste Köpfe, der Rest je nach Ausstellung flexibel. Irgendwann hat sich die Gruppe einfach auseinanderentwickelt – nicht aus dem Wunsch nach Eigenständigkeit, sondern weil es sich so ergeben hat. Eigene Einzelausstellungen hatte ich schon während dieser Zeit.
Bevor Ihre Galerie entstand: Wie viel Zeit verging bis dahin – und was haben Sie in dieser Zeit künstlerisch gemacht?
Ja, das sieht man von außen oft nicht: Seit 2017 gibt es die Galerie, aber bis dahin war es ein langer Weg. Zwischen den Anfängen mit der Künstlergruppe oder meinen ersten eigenen Malereien habe ich einfach jeden Tag gemalt – wirklich jeden Tag. Irgendwann begann ich, auszustellen, und habe damit tatsächlich Menschen erreicht. In Saarbrücken habe ich regelmäßig ausgestellt, vor allem im U2-Raum – ein großer Kulturraum, der auch für Veranstaltungen wie den Max-Ophüls-Preis genutzt wurde. Dort durfte ich frei arbeiten, das war prägend. Ich hatte dort einen festen Platz am Tag der Bildenden Kunst, konnte mich entfalten, Kontakte knüpfen und meine Kunst weiterentwickeln – auch bei Ausstellungen in Frankreich und Berlin. Denn klar: Man braucht Menschen, die die Kunst sehen. Kunst entsteht nicht im luftleeren Raum.
Und wie kam es letztlich dazu, dass diese Galerie genau hier entstanden ist?
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