In Homburg ist mit der Kinderinsel Homburg e. V. ein junger Verein entstanden, der mitten im Klinikalltag kleine Oasen schafft – Orte, an denen kranke und chronisch kranke Kinder für einen Moment unbeschwert sein dürfen und Eltern spüren, dass sie nicht allein sind. Jenny Nguyen leitet am Universitätsklinikum des Saarlandes Projekte im Bereich Künstlicher Intelligenz, weiß aus täglicher Erfahrung, wie sehr Familien mit der Belastung einer Erkrankung kämpfen. Gemeinsam mit ihrem Team verfolgt sie deshalb eine große Vision: die Errichtung einer Tagesklinik mit Forschungsetage direkt neben der Kinderklinik. Doch die Kinderinsel lebt nicht nur von großen Plänen. Sie lebt von kleinen Gesten, von Geschichten wie der eines sehbehinderten Mädchens, das durch ein spezielles Fahrrad wieder Freiheit gewonnen hat. Und sie lebt von Menschen, die ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Unterstützung einbringen, um diesen Kindern und ihren Eltern ein Stück Normalität zurückzugeben.
Frau Nguyen, wenn Sie an die Anfänge des Vereins zurückdenken – was war der Moment, an dem Ihnen klar wurde: Wir benötigen die Kinderinsel hier in Homburg? Und warum?
Mir wurde im Klinikalltag klar, es braucht dringend einen Ort wie die Kinderinsel, der Hoffnung, Gemeinschaft und echte Hilfe schenkt. Ich arbeite am UKS in der Kinderklinik und habe dort täglich mit Kindern zu tun, die schwer oder chronisch erkrankt sind. Oft begegnen mir dieselben Gesichter immer wieder, weil Krankenhausaufenthalte für sie zum Alltag gehören. In Gesprächen mit Eltern wurde mir bewusst, wie belastend das ist – nicht nur wegen der Krankheit, sondern auch, weil es hier keine zentrale Anlaufstelle für kranke und chronisch kranke Kinder gibt. Es gibt einzelne Fördervereine für spezifische Erkrankungen wie Mukoviszidose oder das Down-Syndrom, doch nichts, das diese Kinder in ihrer ganzen Vielfalt auffängt. Genau hier entstand die Idee zur Kinderinsel.
Wir wollten einen Ort schaffen, der nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Familien stärkt, ihre Sorgen ernst nimmt und etwas Leichtigkeit zurückgibt. Ein wichtiger Anstoß war dabei auch die Vision von Prof. Zemlin, direkt neben der Kinderklinik eine Tagesklinik mit Forschungsetage zu errichten. Diese Idee bedeutet so viel für die betroffenen Familien: Untersuchungen können an einem einzigen Tag gebündelt stattfinden, und am Abend dürfen die Kinder wieder nach Hause zu ihren Eltern. Das nimmt enorm viel Stress, reduziert die langen Klinikaufenthalte und entlastet die gesamte Familie. All das hat uns gezeigt: Es braucht dringend einen Ort wie die Kinderinsel Homburg – als Herzstück neben der medizinischen Versorgung, das Hoffnung, Gemeinschaft und echte Unterstützung schenkt.
Sie tragen heute als Vorsitzende viel Verantwortung. Wie fühlt es sich für Sie an, wenn Sie sehen, was in so kurzer Zeit schon alles entstanden ist?
Auch wenn ich als Vorsitzende nach außen hin oft als das Gesicht der Kinderinsel wahrgenommen werde, entsteht alles, was wir hier geschaffen haben, durch die Kraft unseres Teams. Jeder bringt seine Ideen, seine Energie und seine Visionen ein – und erst durch unser gemeinsames Engagement ist die Kinderinsel das geworden, was sie heute ist. Doch ohne die großartige Unterstützung von Spendern, Förderern und allen Menschen, die sich für unsere Arbeit begeistern, wäre das alles nicht möglich. Unsere Familien und Freunde geben uns den Rückhalt und die Stärke, unser Engagement Tag für Tag weiterzutragen. Ihnen allen gilt ein ganz besonderer Dank, denn sie sind ein wesentlicher Teil unseres Erfolgs. Das Schönste an meiner Rolle ist, Teil dieser Gemeinschaft zu sein und mitzuerleben, wie unser Zusammenhalt Kinderaugen zum Leuchten bringt und Eltern echte Erleichterung schenkt. Das Feedback und die Dankbarkeit der Familien zeigen, dass wir gemeinsam auf dem richtigen Weg sind und motivieren uns, immer weiterzumachen. Für mich persönlich ist es ein unbeschreibliches Gefühl, wenn ich erlebe, was daraus entstanden ist: Der Erfolg der Kinderinsel ist das Ergebnis unseres einzigartigen Teamgeists und der Unterstützung vieler. Es bewegt mich am meisten, wenn ich das Strahlen der Kinder und die Erleichterung der Eltern sehe und weiß, wie wichtig diese Arbeit für viele ist.

Die Kinderinsel ist keine Insel im klassischen Sinn, sondern ein ganzes Netz an Projekten und Ideen. Wenn Sie es jemandem erklären müssten, der den Verein noch nicht kennt: Wie sieht Ihre Arbeit ganz konkret aus – was macht die Kinderinsel im Alltag aus?
Die Kinderinsel bedeutet gemeinsame Zeit – echte, wertvolle Momente, die mitten im Klinikalltag entstehen und für die Kinder und ihre Familien wie eine Auszeit von Schmerzen und Therapien ermöglicht. Schon wenn ein Kind bei uns auf der Station ankommt, versuchen wir mit kleinen Gesten und herzlichen Aktionen, etwas Wärme und Geborgenheit zu schenken. Das Töpfern mit Mama, das Bemalen von Steinen oder ein kreativer Nachmittag werden für viele zu wertvollen Erinnerungen, die bleiben – auch wenn der Alltag schwer ist. Wenn dann ein Zauberer kommt, Kinderaugen zum Leuchten bringt und für einen Augenblick alles Schwere in den Hintergrund rückt, spürt man, wie wichtig diese kleinen Auszeiten sind. Oder wenn Rapunzel ans Krankenbett tritt, Geschichten erzählt und ein Kind wieder Hoffnung schöpft, dann merken wir alle, wie viel eine liebevolle Begegnung bewirken kann. Was die Kinderinsel ausmacht, ist dieses besondere Gefühl: Zusammenhalt. Ein Ort, an dem Kinder und Eltern für ein paar kostbare Stunden einfach Familie sein dürfen, lachen, träumen, und mit neuen Erinnerungen nach Hause gehen. Jeder Moment, den wir schenken, hilft dabei, die schweren Seiten des Krankenhausalltags ein wenig leichter zu machen und den Kindern das Gefühl zu geben, gesehen und verstanden zu werden.
Auch außerhalb des Klinikalltags möchten wir den Kindern und ihren Familien kostbare, gemeinsame Zeit schenken – Momente, die bleiben, und neue Möglichkeiten, um einfach zusammen glücklich zu sein. Ein besonders bewegendes Beispiel ist Lene, ein Mädchen mit starker Sehbehinderung. Ihr größter Wunsch war es, endlich mit ihrer Familie Fahrradausflüge unternehmen zu können – gemeinsam, ohne ausgeschlossen zu sein. Dank der Unterstützung durch unsere Spenderinnen und Spender konnten wir für Lene ein behindertengerechtes Fahrrad kaufen. Jetzt kann sie zusammen mit ihrer Familie und Freunden raus ins Leben fahren, lachen und Abenteuer erleben. Durch solche Aktionen schaffen wir für Kinder wie Lene Teilhabe und wertvolle Erinnerungen, die für die ganze Familie wichtig sind. Sie spürt: „Ich gehöre dazu“ – und der Kreis der Freude wird größer. Solche Geschichten zeigen, wie viel Hoffnung in kleinen Wundern steckt, die durch unser Netzwerk aus Engagement, Herz und Spendenkraft möglich werden.
Einerseits gibt es große, langfristige Pläne wie die Tagesklinik, andererseits sehr persönliche Hilfen für einzelne Familien. Wie erleben Sie diesen Spagat – zwischen Millionenprojekt und kleiner Geste, die alles verändern kann? Erzählen Sie uns über Ihre Herzensprojekte.



